Serie: Nachwuchs für die Elektrobranche (Folge 4)

Vom Lernenden zum Mitarbeitenden

Wer heute Lernende ausbildet, hat morgen die passenden Mitarbeitenden. Dieser Weg ist ein bewährtes Mittel, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die jungen Berufsleute schätzen es, wenn sie nach der Grundbildung nicht einfach sich selbst überlassen werden.

Die Elektrobranche bildet mehr Lernende aus, als sie benötigt. Die Allgemeinheit ist ihr dankbar – sie nimmt die jungen Elektrofachleute gerne auf. Ob beispielsweise im technischen Dienst von Banken und Versicherungen, als Lokomotivführer, bei der Feuerwehr oder Polizei: Elektroinstallateure und ihresgleichen sind gesuchte Arbeitskräfte. So gesehen erbringt die Elektroinstallationsbranche einen eigentlichen Service public, und zwar mit dem Ergebnis, dass der Branche selbst die Fachleute fehlen.

Die Herausforderung bei diesem Prozess besteht für die Betriebe darin, den unvermeidbaren Verlust von Elektroinstallateuren auf die weniger Qualifizierten zu beschränken. Doch die Guten sind meist auch die Anspruchsvollen. Der Markt beginnt zu spielen. Treiber ist nicht selten die hohe Berufsmobilität der jungen Berufsleute. Erwartungen bestehen auf beiden Seiten. Nur wenn die Betriebe über die Erwartungen der künftigen Mitarbeitenden Bescheid wissen, gelingt es ihnen, diese Zielgruppe an die Unternehmung zu binden. Ist dies nicht der Fall, weichen nicht selten gut ausgebildete Elektriker mangels attraktiver Jobangebote in branchenfremde, auf neue Technologien spezialisierte Betriebe aus. Das Ziel ist klar: junge Fachkräfte so lange wie gewünscht im eigenen Betrieb zu halten. Dazu muss ihnen ein attraktives und innovatives Arbeitsumfeld geboten werden.

Zufriedene Lernende

Die Voraussetzungen für die Erreichung dieser Zielsetzung sind durchaus günstig. Am Ende der Lehrzeit kennt der Unternehmer die Qualitäten seiner potenziellen künftigen Mitarbeitenden. Es liegt an ihm, mit den Lehrabgängern – die zu jenem Zeitpunkt gerade daran sind, sich beruflich zu orientieren und ihre Präferenzen kennenzulernen – über ihre Zukunft zu sprechen.

Die Elektrobranche hat den jungen Berufsleuten vieles zu bieten; sie tragen wesentlich zur technologisch-gesellschaftlichen Entwicklung bei. Und sie sind motiviert. In einer 2009 vom VSEI in Auftrag gegebenen Studie erklären 60 Prozent der Lernenden, dass sie mit der Wahl ihrer Grundbildung zufrieden sind, 15 Prozent sind «sehr zufrieden». Auf dieser Ausgangslage lässt sich aufbauen. Es muss möglich sein, den Lehrabgängern berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Es gilt, mit ihnen zusammen herauszufinden, in welchen Kernthemen sie in Zukunft tätig sein könnten, und sie so an der Entwicklung der Unternehmung zu beteiligen. Sinnstiftende Tätigkeiten sind gefragt. Aber auch die Berufsmaturität (BM) ist ein wichtiges Thema. Gewiss, der Lernende ist länger weg vom Arbeitsplatz. Doch schulisch gute Mitarbeitende tun einem Betrieb gut und bedeuten auch einen Imagegewinn, nicht zuletzt im Vergleich mit anderen Branchen. Erwiesenermassen nehmen nicht alle BM-Absolventen ein Fachhochschulstudium in Angriff. Nicht selten bleiben sie in der Branche und absolvieren eine Berufs- und höhere Fachprüfung. Und diejenigen, die tatsächlich studieren, kehren möglicherweise wieder in den Betrieb zurück, und das nicht nur während der Semesterferien. Unterstützt ein Ausbildungsbetrieb seine Lernenden, ist das für beide Seiten ein Gewinn: während und nach der Grundbildung.