Eine weitere Wende?

Eigentlich war es ja keine Überraschung: Doris Leuthard, Vorsteherin des UVEK, gab bekannt, dass sie per Ende 2018 von ihrem Amt als Bundesrätin zurücktritt. Dieser Abgang ist für das Bundesamt für Energie nicht ganz unerheblich, hängt doch die Umsetzung der Energiestrategie noch immer in den Startlöchern fest. Mit dem gleichzeitigen Rücktritt von Johann Schneider-Ammann erhöht es zudem die Möglichkeit für eine grössere Departements-Rochade. Eine weitere Wende?

Als am 1. November 2010 Doris Leuthard vom Volkswirtschaftsdepartement in das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommuni-kation (UVEK) wechselte, ahnte niemand, welche dramatische Energiewende uns bevorstand. Auch wir «Elektriker» nahmen es gelassen, da unsere Geschäftsmodelle wohl kaum beeinflusst werden. Vielmehr der Störfall im Kernkraftwerk in Fukushima (2011), wobei radioaktive Stoffe austraten und weite Landflächen kontaminiert wurden, leitete ein beispielloses Umdenken ein. Dieses gipfelte in der Annahme der Energiestrategie 2050 mit über 58% Ja-Anteil. Wohlverstanden inklusive geregeltem Ausstieg aus der Kernenergie und herausfordernden Auflagen in der Gebäudetechnik. Sicher der grösste Abstimmungserfolg von Leuthard.

Doch diese Ära geht in weniger als zwei Monaten zu Ende und am 5. Dezember wählen wir zwei neue Mitglieder in den Bundesrat. Ich denke, dass damit bis zu vier Departemente in neue Hände geraten werden. Die verbleibenden Bundesräte haben sich zu ihren Absichten nicht geäussert, aber die aktuelle Situation wird entsprechende Überlegungen beflügeln. Für Innenminister Alain Berset bietet sich die Gelegenheit für einen Wechsel, da seine aktuellen Dossiers das Verhältnis zur SP belasten. Simonetta Sommaruga, ebenfalls SP, erhielt ursprünglich nicht ihr Wunschdepartement und da würde ein Wechsel kaum verwundern. Ebenfalls Bewegung ins Spiel könnte der SVP-Bundesrat Guy Parmelin bringen. Seine Pläne für die Modernisierung der Luftverteidigung stecken in einer schwierigen Situation. Warum also diese nicht einfach einem Neuling abgeben? Sowohl Ueli Maurer, SVP, wie auch Ignazio Cassis, FDP, werden ihre Departemente gewiss behalten.

Die Planspiele sind gespickt mit Unbekannten und könnten auch für die weiteren Umsetzungsschritte der Energiestrategie 2050 spannend werden. Ob die bürgerliche Mehrheit im Bundesrat das wichtige UVEK aus den Händen gibt, ist nicht ausgeschlossen. Ein Grund mehr, dass auch wir Praktiker die Entwicklung mitverfolgen sollten, um unsere Bemühungen vorausschauend nachjustieren zu können. Welche Rolle die Gebäudetechnik in Zukunft spielen wird, hängt eben mit auch ein bisschen von Bern ab.

Matthias Samuel Jauslin, 56, Wohlen AG, durch und durch Milizpolitiker. Auch als Nationalrat noch täglich für seinen Elektroinstallationsbetrieb auf Achse. Er ist Geschäftsführer und Hauptaktionär eines Unterneh-mens, das im Bereich Elektroanlagen, Telematik und Automation tätig ist. Er beschäftigt über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit 2015 ist er Mitglied des Nationalrates und der Staatspolitischen Kommission.